Natur

Naturräumliche Gegebenheiten

Geographische Zonen

Die Türkei wird in 7 geographische Gebiete unterteilt: 1. Marmara-Region, 2. Zentralanatolien, 3.

Ägäische Region, 4. Mittelmeerregion, 5. Schwarzmeerregion, 6. Südostanatolien, 7. Ostanatolien. Sie unterscheiden sich in Klima, Landschaftsbild und Landnutzung.

Die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt beschreiben die Dokumentationen einmal von Istanbul ans Mittelmeer (1h35min) und vom Schwarzen Meer zum Ararat (1h17min).

Berge Flüsse, Seen

Der höchste Berg ist der Büyük Ağrı Dağı (Großer Ararat) mit einer Höhe von 5.137 m. Der Legende nach soll hier die Arche Noah nach dem Ende der Sintflut gestrandet sein.

Weitere 3000er und 4000er

Uludoruk Tepe: 4135m im Taurusgebirge in Ostanatolien Cilo Dagi: 4116m im Taurusgebirge in Ostanatolien Süphan Dagi: 4058m in Ostanatolien am Ufer des Vansees

Kackar: 3933m im ostpontischen Gebirge im Nordosten des Landes Erciyes Dagi: 3917m in der Provinz Kayseri in Zentralanatolien

Kleiner Ararat: 3897m zusammen mit dem Großen Ararat Teil des Ararat-Nationalparks

Der längste Fluss des Landes, der ausschließlich in der Türkei fließt, ist der Kizilirmak mit einer Länge von rund 1.355 km. Der Fluss hat seinen Ursprung östlich der Provinzhauptstadt Sivas an den Hängen der Kızıl- und Kumanlı Daglari – etwa 150 km westlich der Quellflüsse des Euphrat. Auch Euphrat und Tigris entspringen in der Türkei und fließen weiter durch Syrien bis in den Irak. Sie bilden das Zweistromland, die Wiege der Kultur.

Der größte See ist der Van-See mit einer Fläche von etwa 3.755 km². In dem See liegen die unbewohnten kleineren Inseln Arter, Akdamar und Çarpanak Adası. Der Tuz Gölü folgt mit einer Fläche von rund 1500 km² .

Geologie

Die Türkei befindet sich in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Die Region Istanbul liegt entlang der nordanatolischen Verwerfungslinie, so dass zwischen 1939 und 1999 bereits neun schwere Beben stattfanden. Anatolien liegt zwischen der eurasischen und afrikanischen Platte eingezwängt.

Die Türkei weist eine große Rohstoff-Vielfalt auf.

Klima

Bedingt durch die geografische Lage und den vorherrschenden Luftströmungen herrscht in der Türkei kein einheitliches Klima.

Im Süden des Landes ist mediterranes Klima, mit Temperaturen zwischen 30 Grad und mehr im Sommer und zwischen 10 und 15 Grad im Winter.

Der Nordwesten an der Schwarzmeerküste liegt in der gemäßigten Klimazone. Im Sommer erreichen die Höchstwerte 30 Grad, im Winter liegen sie zwischen 0 und 10 Grad. Regen fällt ganzjährig und ein ständiger Wind weht vom Meer.

Im Landesinneren und im Osten des Landes befindet man sich in der kontinentalen Klimazone mit sehr heißen Sommermonaten bis 40 Grad und sehr kalten Wintern bis -30 Grad. Schneefall im Winter ist nicht selten.

Flora

26,2% des Landes sind mit Wäldern (Mischwälder im Norden, Steppen im Osten, mediterrane Trockenflora an den Küsten) bedeckt. Etwa ein Drittel (36,3%) wird landwirtschaftlich genutzt. Im fruchtbaren Westteil des Landes und an der Südküste werden Baumwolle, Wein, Tabak, Oliven, Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut.

9000 verschiedene Pflanzenarten, viele davon endemisch, sind ein Beleg für die ausgeprägte Biodiversität und ökologische Vielfalt der Flora in Anatolien. Damit zählt die Türkei auch zu den bedeutendsten Lieferanten für Wildpflanzen, z.B. Alpenveilchen, Winterlinge, Strahlenanemonen oder wilde Schneeglöckchen.

Fauna

Die Türkei bietet vielen Tieren Heimat. In den Bergen findet man Braunbären, Wölfe, Luchse, Wildschweine, Füchse. Im Vogelparadies Kuscenneti Nationalpark beim Manya-See (Balikesir) lassen sich Pelikane, Löffler und Störche beobachten. An des Stränden des Mittelmeeres legen Meeresschildkröten ihre Eier ab und in der Ägais lebt die vom Aussterben bedrohte Mönchsrobbe.

Über 37 verschiedene Arten von Schlangen sind in der Türkei beheimatet. Eidechsen, Geckos und Chamäleons sind im Gegensatz dazu häufiger zu sehen.

Das bekannteste Tier der Türkei ist die Van-Katze, die mit der Persischen Katze verwandt ist. Man kann sie leicht an ihren zweifarbigen Augen erkennen. Erwähnenswert ist auch der berühmte Kangal Hund, der ursprünglich aus Sivas stammt. Dabei handelt es sich um einen Hirtenhund, der bis zu einem Meter groß und bis zu 65 Kilo schwer werden kann. Für beide Tiere bestehen Export-Verbote.

Ökologische Probleme

Staudamm-Projekt im Südosten: GAP (Güney Anadolu Projesi)

Das GAP-Projekt, begonnen in den 80er Jahren, sollte das Wasser des Euphrat und des Tigris zur wirtschaftlichen Nutzung (Bewässerung und Energiegewinnung) erschließen. Insgesamt waren 22 Staudämme und 19 Wasserkraftwerke geplant. Der Atatürk-Stausee (bereits fertig gestellt) hat die 1,5-fache Größe des Bodensees.

Parallele Entwicklungsprogramme waren auf den Aus- und Aufbau landwirtschaftlicher und städtischer Infrastruktur, Forstwirtschaft und Bildung gerichtet. Sie sollten die Entwicklung des Raumes ermöglichen und damit eine Entschärfung der kurdischen Frage initiieren und die zunehmende Landflucht von Ost nach West stoppen.

Ergebnisse sind bislang kaum messbar, nicht zuletzt weil aufgrund hoher Staatsverschuldung die Initiativen stark eingeschränkt wurden. Aber auch aus ökologischer Sicht ist das GAP-Projekt äußerst umstritten.

Gegner führen ins Feld, dass zigtausende Menschen ihren Lebensraum verlassen müssen, weil große Gebiete der Überflutung anheimfallen. Auch Hasankeyf, ein Ort mit jahrtausendelanger Besiedlung und gleichzeitig Weltkulturerbe fiele den Wassermassen zum Opfer, wenn ein weiterer Staudamm, der Ilisu-Staudamm, gebaut würde.

Erhebliche Zweifel bestehen auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Ergebnisse, z.B. einer anhaltenden Schaffung von Arbeitsplätzen.

Internationale Proteste von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen und der Verstoß gegen die Auflagen für Umwelt- und Kulturgüterschutz führten letztendlich zu einem Ausstieg europäischer Konsortien und Investoren (2009), die lange mit Export-Risiko-Versicherungen die Finanzierung des Vorhabens lanciert haben. Im Juli 2010 gab die türkische Regierung bekannt, dass das Projekt mit neuen Geldmitteln fortgesetzt wird.

Auch die Nachbarn im Süden, v.a. Syrien betrachten das GAP-Projekt mit Sorge. Sie befürchten, dass die Wasserversorgung ihres Landes durch Staudämme und intensive Wassernutzung auf türkischer Seite stark eingeschränkt würde.

Jetzt soll eine neue Stufe des Projekts erreicht werden: die Flutung des Munzur-Nationalparks in Dersim, einem der größten Nationalparks der Türkei mit mehr als 200 endemisch vorkommenden Pflanzen.

Weitere Staudammprojekte am Schwarzen Meer

Ein weiteres großes Staudammprojekt wird derzeit an der Schwarzmeerküste realisiert. Im Loc-Tal sollen einige der 1500 Staudämme und 40 weitere Wasserkraftwerke entstehen, die die Regierung in den nächsten 25 Jahren umsetzen will. Laut Regierung kann so auf sinnvolle Weise der wachsende Energiebedarf des Landes gedeckt werden. Umweltverbände und Anwohner begleiten diese  Vorhaben mit Argwohn und Protesten.

Bau von Atomkraftwerken

Auch der geplante Bau von Atomkraftwerken in Akkuyu und Sinop wird immer im Zusammenhang mit seinen ökologischen Folgen diskutiert.Das Kraftwerk in Akkuyu wird in Kooperation mit dem russischen Rosatom-Konzern realisiert. Geplant ist eine Anlage mit 4 Reaktoren und einer Leistung von 4800 Megawatt. Lange stockte das Projekt, weil die notwendige Umweltverträglichkeitsprüfung vom türkischen Umwelt-und Stadtplanungsministerium aufgrund von formalen und inhaltlichen Mängeln zurückgewiesen wurde. Für 2014 waren erste Auftragsvergaben und bauvorbereitende Maßnahmen beabsichtigt. Im April 2015 wurde mit dem Bau begonnen.

In Sinop wirken der französische Konzern Areva und das japanische Unternehmen Mitusbishi Heavy Industries mit. Beide Projekte stehen nicht zuletzt wegen des hohen Erdbebenaufkommens in der Region in der Kritik. Auch die Finanzierung steht immer wieder infrage.

Die Türkei besitzt bereits einen TRIGA-Forschungsreaktor mit der Bezeichnung ITU-TRR und einer Leistung von 250 KW, der am 11. März 1979 in Betrieb genommen wurde. Zwei weitere Forschungsreaktoren sind außer Betrieb.

Die Texte stammen von Martina Simon. Sie arbeitete mehrere Jahre in Istanbul im Bildungssektor und spricht fließend türkisch. Ihre Kernkompetenz liegt in der Kommunikation. Die GIZ und die Autorin ist informiert worden, dass das ehemalige Länderportal auf meiner touristischen Länderseite zur Türkei zumindest textlich weiterbesteht.